«Wir gestalten unsere Zukunft nach den Erkenntnissen aus der Vergangenheit.» Thomas Hobbes (1588- 1679)

Qualitätsmerkmale des DOJ

Die vom DOJ entwickelten Qualitätsmerkmale können als Anregung für die Konzipierung der offenen Kinder- und Jugendarbeit dienen.
Sie können ausserdem für die Formulierung von Evaluationsfragestellungen genutzt werden.

Der DOJ engagiert sich seit seiner Gründung für die Qualitätsentwicklung und -sicherung in den Arbeitsfeldern der offenen Kinder- und Jugendarbeit. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit wurde 2011/2012 unter Einbezug von Kinder- und Jugendarbeitenden (und Jugendlichen) eine erste Fassung möglicher Qualitätsmerkmale für die offene Kinder- und Jugendarbeit erstellt und im Frühling 2013 mit den Kantonalverbände des DOJ diskutiert. Die für die Entwicklung des Quali-Tools zuständige Arbeitsgruppe verwendete diese Liste der Qualitätsmerkmale, brachte sie in die Logik eines Wirkungsmodells und nahm eine Verdichtung vor. Das Resultat können Sie in den folgendenden Lamellen ansehen:

Qualitätsmerkmale für optimale Grundlagen

  • Die Gemeinde verfügt über eine langfristige Strategie für ihre Kinder- und Jugendpolitik, auf deren Basis sie Zielgruppen, Ziele und Massnahmen formuliert. Diese Strategie entspricht den Grundsätzen der sozialen Arbeit und der Kinderrechtskonvention der UNO.
  • Die Gemeinde bezieht alle betreffenden Akteur/-innen in den Prozess der Konzeption der Kinder- und Jugendpolitik mit ein (Jugendarbeiter/-innen, Zielgruppen, eventuell Partnerstellen, Schlüsselpersonen usw.)
  • Bei der Definition (und Evaluation) von Wirkungs- und Leistungszielen werden die Zielgruppen Kinder und Jugendliche respektive deren Bedürfnisse adäquat einbezogen. Zur Erhebung der Bedürfnisse können verschiedene Methoden eingesetzt werden (z. B. Begehungen).

Qualitätsmerkmale zur opitmalen Umsetzung

  • Zur Umsetzung ihrer Kinder- und Jugendpolitik sorgt die Gemeinde für entsprechende personelle Ressourcen und Infrastruktur (sowohl für Leistungen bei den Zielgruppen als auch für die Umsetzung z. B. Evaluation, Personalentwicklung usw.)
  • Für Arbeitsstellen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit existieren Stellenbeschriebe und Pflichtenhefte. Die Anstellungsbedingungen und Löhne in Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit entsprechen dem Ausbildungsgrad der/des Arbeitnehmenden und den Empfehlungen von Avenir Social.
  • Arbeitsprozesse und -abläufe (intern und bezogen auf die Zusammenarbeit mit anderen Akteur/-innen) sind definiert und werden sporadisch überprüft und angepasst.
  • Die Arbeitgebenden führen jährliche Mitarbeitenden- Gespräche zur Personalentwicklung.
  • Kinder- und Jugendarbeitende dokumentieren ihre Arbeit (Ergebnisse, Erfahrungen) laufend und erstatten gegenüber den Auftraggebenden Bericht.
  • Die Tätigkeiten der offenen Kinder- und Jugendarbeit werden regelmässig evaluiert, insbesondere hinsichtlich Umsetzung und Zielerreichung. Aufgrund der Ergebnisse werden Anpassungen vorgenommen.
  • Die Kinder- und Jugendarbeitenden setzen die Ressourcen kostenbewusst ein.
  • Die Arbeitsteams in der offenen Kinder- und Jugendarbeit sind idealerweise gemischtgeschlechtlich zusammengesetzt. Bei Projekten und Angeboten können weitere Fachpersonen beigezogen werden.
  • Damit die Kinder- und Jugendarbeitenden ihre Aufgaben erfüllen können, stellt die Gemeinde sicher, dass sie in relevante Netzwerke einbezogen werden, über die notwendigen Informationen verfügen und in wichtige Angelegenheiten (z. B. Vernehmlassungen) eingebunden werden.
  • Kinder- und Jugendarbeitende verfügen über eine adäquate Ausbildung (in sozialer Arbeit o. ä.) und bilden sich laufend weiter.
  • Kinder- und Jugendarbeitende verfügen über die für ihr Aufgabenfeld relevanten Kompetenzen (z. B. interkulturelle, Gender, betriebswirtschaftliche usw.)
  • Die Kinder- und Jugendarbeitenden setzen geeignete Methoden ein (z. B. Projektmethodik, Moderationstechniken, kreative Methoden).
  • Kinder- und Jugendarbeitende reflektieren ihre Arbeit (Rolle, Handeln) beispielsweise in Inter- oder Supervisionen.

Qualitätsmerkmale zur Formulierung von guten Leistungszielen (Outputs)

  • Die Angebote und die Art der Ansprache sind zielgruppenspezifisch (berücksichtigen Alter, Entwicklungsstand usw.)
  • Die Angebote für die jeweiligen Zielgruppen sind so gestaltet, dass möglichst alle Kinder und Jugendlichen dieser Zielgruppen teilnehmen können (finanziell, räumlich usw.)

Angebote für Kinder und Jugendliche:

  • Die Angebote finden im nahen Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen statt.
  • Die Angebote sind unentgeltlich und für alle Kinder und Jugendlichen gleichermassen zugänglich. Spezifische Angebote sind kostengünstig.
  • Die Teilnahme an den Angeboten ist für Kinder und Jugendliche ohne zusätzliche Verpflichtungen und Verbindlichkeiten möglich.
  • Jugendarbeitende unterstützen und begleiten Kinder und Jugendliche bei deren eigenen Projekten nur so weit notwendig und gewünscht.
  • Die Angebote haben eine gewisse Kontinuität, sofern sie einem Bedürfnis entsprechen.
  • Partizipationsangebote werden erlebnisorientiert gestaltet, es werden verschiedene Partizipationsgrade und -formen angestrebt und der Handlungsspielraum für die Kinder und Jugendlichen wird jeweils transparent aufgezeigt.
  • Kinder- und Jugendarbeitende bringen den Kindern und Jugendlichen Vertrauen und Respekt entgegen, nehmen deren Meinungen ernst und erkennen deren Ressourcen.
  • Angebote werden so gestaltet, dass sie Lernmöglichkeiten beinhalten.

 Kooperation und Vernetzung mit Partnerorganisationen:

  • Kinder- und Jugendarbeitende bauen die Zusammenarbeit mit Partnerstellen auf und pflegen diese. Sie setzen sich für Rollenklärungen (Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortungsbereiche) ein.

 Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit:

  • Kinder- und Jugendarbeitende greifen aktuelle Themen auf und bearbeiten diese.
  • Kinder- und Jugendarbeitende schaffen Raum, damit Kinder und Jugendliche ihre Anliegen in der Gemeinde einbringen können. Falls notwendig, vertreten sie die Kinder und Jugendlichen.
  • Kinder- und Jugendarbeitende machen die Tätigkeiten der offenen Kinder- und Jugendarbeit für Erwachsene im Quartier und in der Gemeinde sichtbar, indem sie regelmässig auf erfolgreiche Tätigkeiten und Entwicklungen aufmerksam machen.

Qualitätsmerkmale von Wirkungszielen bei Zielgruppen (Outcomes)

Zielgruppe Kinder und Jugendliche:

  • Kinder und Jugendliche können ihre Potenziale nutzen und weiterentwickeln.
  • Verbesserung der Sozialkompetenzen (Einfühlungsvermögen, Sensitivität, Kommunikations- und Kontaktfähigkeit, Kritik- und Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit).
  • Verbesserung der Selbständigkeit.
  • Erhöhung der Selbstkompetenzen (für das eigene Handeln Verantwortung tragen).
  • Positive Lernerlebnisse und Erfahrungen durch nonformale und informelle Bildung.
  • Kinder und Jugendliche beteiligen sich aktiv an Entscheidungen, welche sie betreffen, und glauben an die Wirksamkeit ihrer Beteiligung.
  • Kinder und Jugendliche nehmen die Kinder- und Jugend- arbeitenden als Vertrauenspersonen wahr.
  • Verbesserung von Fach- oder Methodenkompetenzen (z. B. Organisieren, kreative Ausdrucksformen, Projektmethodik usw.).

Zielgruppe Partnerorganisationen:

  • Die Kinder- und Jugendarbeit wird als professionelle Organisation wahrgenommen.
  • Die Partnerorganisationen nehmen Anliegen von Kindern und Jugendlichen wahr und integrieren sie in ihre Arbeit.

Zielgruppe Bevölkerung in Gemeinde/Region:

  • Die Bevölkerung betrachtet Kinder und Jugendliche als vollwertige Mitglieder der Gemeinde/Region.
  • Anliegen von Kindern und Jugendlichen werden wahr- und ernstgenommen.

Qualitätsmerkmale von Wirkungszielen im weiteren Umfeld (Impacts)

  • Physisches, psychisches und soziales Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen.
  • Integration aller Kinder und Jugendlichen in der Gesellschaft.
  • Vergrösserung und Stärkung des Beziehungsnetzes von Kindern und Jugendlichen.
  • Kinder und Jugendliche wirken bei der Gestaltung des Gemeinwesens mit.
  • Vielfältiges kulturelles Leben in der Gemeinde, wobei die Interessen aller Generationen berücksichtigt werden.
  • Die Gesellschaft gewährt Kindern und Jugendlichen genügend Freiräume, die ihren aktuellen Bedürfnissen entsprechen (Innenräume, Aussenräume, virtuelle Räume, Denkräume).
  • Generationen-Zusammenhalt.

Wirkungsziele im weiteren Umfeld (Impacts) sind oft in Gemeinde-Leitbildern beschrieben.

Anwendung der Qualitätsmerkmale

Aus Sicht des DOJ liegt es an den Anwender/-innen des Quali- Tools zu beurteilen, welche Qualitätsmerkmale für sie relevant sind und einbezogen werden sollen. Die Qualitätsmerkmale sind als Vorschläge des DOJ zu verstehen, bilden einen Idealzustand ab und haben nicht den Anspruch, abschliessend zu definieren, was gute offene Kinder- und Jugendarbeit ist. Jede Gemeinde respektive jede Institution der offenen Kinder- und Jugendarbeit soll selber entscheiden, welche Qualitätsdimensionen in ihrem Kontext relevant sind.

Bei der Anwendung des Quali-Tools haben Sie zwei Möglichkeiten, die Qualitätsmerkmale zu nutzen:

  • Falls Sie die zukünftige offene Kinder- und Jugendarbeit darstellen wollen, können Sie beim Erstellen des Wirkungsmodells entscheiden, welche Qualitätsmerkmale für Ihre Gemeinde/Institution relevant sind. Die von Ihnen gewählten Qualitätsmerkmale dienen als Anregung zur Definition der verschiedenen Elemente im Wirkungsmodell. Falls Sie später evaluieren wollen, sind die für Sie relevanten Qualitätsmerkmale bereits integriert.
  • Falls Sie eine Evaluation  planen, haben Sie idealerweise zuerst die bestehende offene Kinder- und Jugendarbeit als Wirkungsmodell dargestellt und die relevanten Qualitätsmerkmale integriert. Auch wenn Sie diesen Schritt ausgelassen haben, können Sie die Qualitätsmerkmale dennoch als Anregung für die Formulierung der Evaluationsfragestellungen nutzen.

Auf der Seite «Anleitung» wird beschrieben, bei welchem Schritt Sie während der Anwendung des Quali-Tools die Qualitätsmerkmale nutzen können.